Was ist eigentlich ein „Asi“?
Asi ist die Kurzform von asozial und bezeichnet vom Wort her jemanden, der nicht fähig ist, in einer Gemeinschaft zu leben und sich eher als Außenseiter am Rand der Gesellschaft aufhält. Er kann sich nicht einfügen, hält sich an keine Regel, wodurch er im schlimmsten Fall sogar seinem Umfeld schadet. Trifft das auf die Kinder und Jugendlichen, die zur Jugendhilfe gehen, zu? Ein klares NEIN! Keines der Kinder bzw. keiner der Jugendlichen, die zu uns kommen, erfüllen diese Kriterien. Die meisten fühlen sich in Gesellschaft sehr wohl, sind nicht gerne alleine und haben Freunde. Uns ist noch nie jemand begegnet, der anderen Menschen bewusst schaden möchte oder ein Außenseiter sein will. Auch wenn die Auswirkung mancher Konflikte durchaus negativ für die Person selbst oder andere sein können – sonst wären sie nicht zu uns gekommen – sind die Gründe dafür so vielschichtig wie jeder Mensch es ist.
Zu behaupten, dass eine asoziale Persönlichkeitsstruktur oder ein asoziales Umfeld die Ursache sind, ist schlichtweg falsch. Jugendhilfe an sich und keiner, der unsere Hilfe in Anspruch nimmt, ist asi. Keiner, der Unterstützung sucht, ist ein Versager oder schwach. Im Gegenteil – es gehört unglaublich viel Mut dazu, ein Problem zu erkennen, es sich einzugestehen und um Hilfe zu bitten. Das gilt für Kinder und Jugendliche ebenso wie für Eltern, die die Initiative ergreifen. Wir haben großen Respekt vor allen, die aktiv unsere Unterstützung suchen und eine bessere Zukunft für sich und das eigene Umfeld schaffen möchten.
Was ist Jugendhilfe genau?
Jugendhilfe wird in zwei Bereiche unterteilt, die ambulante und die stationäre Betreuung. In der stationären Betreuung leben Kinder und Jugendliche in Einrichtungen mit unterschiedlichem Betreuungsaufwand – von Intensivwohngruppen über geschlechterspezifischen Gruppen bis hin zu Verselbstständigungsgruppen ist alles dabei. In der Verselbstständigungsgruppe werden Jugendliche auf die Selbstständigkeit vorbereitet, d. h. auf den Moment, wo sie eine eigene Wohnung beziehen und für sich selbst verantwortlich sind.
In der ambulanten Betreuung leben die Kinder und Jugendlichen hingegen meist zu Hause, es ist aber auch möglich, eine ambulante Hilfe als Ergänzung zu haben, wenn das Kind oder der Jugendliche bereits in einer Wohngruppe lebt. Die Jugendhilfe arbeitet mit dem Jugendamt zusammen, das die Klienten an die jeweiligen Träger vergibt. Dabei ist es wichtig, für jeden die passende Einrichtung bzw. ambulante Hilfe zu finden. Nur so kann die richtige Hilfestellung zur Lösung des Konfliktes gefunden und erfolgreich umgesetzt werden. In der Jugendhilfe wird auch beraten und begleitet, etwa zu Ämtergängen, Hilfe bei der ärztlichen Versorgung oder Vorsorge, Organisation von Finanzen, Flüchtlingsberatung, Schuldnerberatung oder Familienbegleitung.
Für wen ist die Jugendhilfe da?
Es gibt viele Gründe, warum ein Jugendlicher zu uns in die Jugendhilfe kommt. Dazu gehören Schwierigkeiten in der Schule, beispielsweise mit Mitschülern oder Lehrern oder Schulverweigerung. Weitere Konflikte sind fehlende Sozialkompetenz, Überforderung mit der Umwelt/der Gesellschaft, Probleme in der Familie, z. B. bei Scheidung, Krankheit, Tod oder Mobbing. Es gibt durchaus auch Probleme, die durch Abhängigkeit oder psychische Schwierigkeiten von Elternteilen entstehen. Aber auch das ist nicht asozial, sondern nur menschlich. Jeder geht anders mit Sorgen und Ängsten um und keinem steht es zu, dies zu bewerten oder gar zu verurteilen. Sobald allerdings andere Menschen durch diese Dinge negativ beeinflusst werden und Probleme im Alltag entstehen, ist Handeln angesagt. Genau dafür ist die Kinder- und Jugendhilfe da.
Unsere Hilfe wird in jeder gesellschaftlichen Schicht benötigt, unabhängig vom Einkommen der Eltern. Gerade Kinder, die aus wohlhabenden Familien stammen, werden aus Zeitmangel der Eltern häufig „geparkt“ und sich selbst überlassen. Das Gefühl von Alleinsein, Ängste, geringes Selbstwertgefühl und emotionaler Verwahrlosung sind nicht selten Ursache verschiedenster Schwierigkeiten. Es sind also nicht vorwiegend die „armen“ Kinder und Jugendlichen, die zu uns kommen.
Genauso unterschiedlich wie die Problemursachen sind auch die Hilfestellungen. Ziel ist eine Wiederherstellung eines „normalen“ Familienlebens, in der sich das Kind oder der Jugendliche entfalten kann, eine Zukunft hat und vor allem sicher ist. Wenn die Konflikte im Elternhaus allerdings so gravierend werden, dass eine Gefährdung des Kindes bzw. Jugendlichen nicht auszuschließen ist, kann das Jugendamt im Abstimmung mit einer Kinderschutzkraft entscheiden, dass es nicht mehr in seiner Herkunftsfamilie leben kann. Diese „Inobhutnahme“ wird angeordnet, wenn etwa psychische oder physische Gewalt im Spiel ist, Verwahrlosung, wenn Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden, Drogenabhängigkeit oder schwerwiegende psychische Erkrankungen vorliegen. Diese Option kommt allerdings nur dann zum Tragen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt und eine wirkliche Gefährdung droht oder bereits vorliegt.
Wichtig: Kein Kind kommt mit Schwierigkeiten auf die Welt. In allen Fällen ergeben sie sich aus dem Zusammenspiel von häuslicher Herkunft, Erziehung und vor allem der sozialen Umwelt wie Medien, Schule, Kontakte etc. Diese Konflikte können jeden treffen, egal ob reich oder arm, dick oder dünn, Ausländer oder nicht.
Was bietet die ambulante MATRiX Kinder- und Jugendhilfe?
Unsere Pädagogen bringen neben viel Fachwissen auch immer ihre ganz eigenen Stärken und Ansätze mit. In unseren Räumlichkeiten können Kinder, Jugendliche und Familien mit einem zu ihnen passenden Mitarbeiter an einem sicheren, neutralen Ort Zeit miteinander verbringen und konstruktiv an der Lösung ihrer ganz individuellen Konflikte arbeiten. Ziel ist, gemeinsam positive Erfahrungen zu machen und dabei an der Kommunikation zu arbeiten. Die MATRiX-Zentrale befindet sich in einer ungewöhnlichen Industrielocation und bietet viel Raum für schöne gemeinsame Erlebnisse. Neben einem Fitnessraum mit Kicker und Tischtennisplatte für sportliche Aktivitäten gibt es auch eine Küche, in der gemeinsam gekocht und gebacken werden kann. Darüber hinaus laden verschiedene Gesprächsecken dazu ein, miteinander zu reden und an bestehenden Konflikten zu arbeiten. Wir sind davon überzeugt, dass mit der richtigen Begleitung und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse jedes Beteiligten eine Rückkehr zu einem harmonischen (Familien-)leben möglich ist – egal, wo die Ursache der Konflikte liegt.
Fazit: Probleme in der Schule oder der Familie machen keinen Menschen zu einem Asi. Sich Hilfe holen, um ein besseres Leben zu führen, ist nicht asi, sondern mutig. Probleme zu erkennen und zu lösen, ist nicht asozial, sondern erfordert viel Courage. Mit diesem Mut und dem richtigen Weg lassen sich neue Perspektiven eröffnen und eine Änderung hin zu einem lebenswerten, schönen Leben erzielen.
Du hast Probleme, konntest bisher aber mit niemandem reden? Du traust Dich nicht, Dir Hilfe zu holen? Geh jetzt den ersten Schritt und sprich uns einfach an. Niemand muss alles alleine schaffen, zusammen finden wir eine Lösung, versprochen.
Wir freuen uns auf Dich!